Fast am Kofl vorbei
So weit, so gut: Zunächst hatten die Ideatoren des Rittes aber einen anderen Streckenverlauf im Kopf. Nicht der Kastelruther Kofl sollte ursprünglich erster Turnierplatz sein, sondern der „Lafogler Weiher“ in St. Oswald.
Weitere Stationen waren die Ruine Aichach in St.Vigil, dann die Ruine Hauenstein, der Völser Weiher und die Prösler Wiesen.
Ein Wolkenstein-Ritt, der Kastelruth umgeht? Für Kastelruths Bürgermeister Vinzenz Karbon undenkbar und unannehmbar. Er war es schließlich, der Demetz, Tschugguel & Co. den alten Weg von Tagusens herauf auf die Bühlen gewiesen und ihnen den Kastelruther Kofl als Turnierort angetragen hat.
Wir in unserer Anfängerbescheidenheit hätten uns nie danach zu fragen getraut
erinnert sich „Bummi“ Tschugguel.
Beim Abreiten der gedanklich auserkorenen Turnierorte kam nach der Ruine Aichach auch für die Ruine Hauenstein das Aus. Nach einem Lokalaugenschein war den Organisatoren klar, dass für das Armbrustschießen dort nie und nimmer genug Platz für Ross, Reiter und Zuschauer wäre und es somit ein Nonsens sei. dort hinaufzureiten.
Also fiel die Wahl auf das Matzelbödele in Seis, ohne historische Bedeutung zwar, dafür aber zentral und groß genug für das Armbrustschießen. Als Turnierplatz beibehalten wurde von Anfang an der Völser Weiher, obwohl es im Laufe der Jahre Bestrebungen der Völser gegeben hat, das Turnierspiel nach Völs zu verlegen.
Damit wäre der idyllische Völser Weiher aber von der Route verschwunden, auch dies undenkbar
sagt Hermann Thaler, Präsident des Organisationskomitees.
Der ehemalige Fischweiher der Herren von Völs blieb also Austragungsort, gewechselt hat nur das Spiel. Denn lediglich im ersten Jahr wurde dort der Torritt ausgetragen, der damals noch sehr unmittelalterlich „Slalomparcours“ genannt worden war. Bereits ein Jahr später wurde umgesattelt. Der „Galopp mit Hindernissen“, das letzte Turnierspiel, das nicht auf der Schlossallee vor Prösels, sondern längs der alten Straße von Ums nach Prösels ausgetragen worden war, wurde an das Ufer des Weihers verpflanzt und der Torritt vor die Tore von Schloss Prösels.
Die gesamte Strecke des Wolkenstein-Rittes ist rund 22 Kilometer lang und allein zwischen der Trostburg über Waidbruck, Startort des Rittes, und dem Kastelruther Kofl, höchster Punkt der Route, müssen Ross und Reiter einen Höhenunterschied von rund 460 Metern überwinden.
Zweimal sind Bummi Tschugguel und Josef Mahlknecht die Strecke abgeritten, um den besten Streckenverlauf auszukundschaften.
Der erste Teil des Weges zwischen der Trostburg und Tagusens, ein alter gepflasterer Weg, musste von Tschugguel und Konsorten erst ausgehackt werden. Die Spiele bestanden zwar auf dem Papier, aber ihre praktische Tauglichkeit musste erst erprobt werden.
So wurden Prototypen der Spiele aufgebaut und von den Pionieren und OK-Mitgliedern getestet.
Wir wussten ja gar nicht, ob das auch funktioniert, geschweige denn, wie viel Zeit ein Turnierspiel im Schnitt in Anspruch nimmt
sagt Bummi Tschugguel.
Gleichzeitig mussten Männer gefunden werden, die überhaupt bereit waren, am Ritt teilzunehmen.
Die 14 Mannschaften, die schlussendlich teilgenommen haben, mussten wir zuvor buchstäblich „zusammenlottern“. Der Trafunser-Sepp (Josef Mahlknecht) und ich sind eine Woche lang wie die Vertreter hausieren gegangen, um interessierte Leute für den Ritt zu finden
erinnert sich Bummi Tschugguel.
Schließlich fanden sich 56 verwegene Reiter samt Rössern, darunter sechs Frauen.
Luise Malfertheiner & J. Christian Rainer